Schilddrüsenkrebs

Ratgeber

Schilddrüsenkrebs: Therapie

Die Therapie und Nachsorge des Schilddrüsenkrebses richtet sich nach dem Typus des Tumors und dem Stadium, in dem er sich befindet.

Operative Schilddrüsenentfernung
Die operative Entfernung des Tumorgewebes nimmt die zentrale Rolle in der Schilddrüsenkrebs-Therapie ein. Bei sehr kleinen unifokalen (bzw. einzelnen) papillären Karzinomen (unter 1 cm Durchmesser) wird in einigen Fällen nur eine Lobektomie (Teilentfernung des Schilddrüsengewebes) beziehungsweise eine Hemithyreoidektomie (Entfernung eines Schilddrüsenlappens) vorgenommen. In allen übrigen Fällen wird meist die gesamte Schilddrüse entfernt (Thyreoidektomie). Sind die angrenzenden Lymphknoten befallen oder besteht ein solcher Verdacht, wird zudem eine Lymphadenektomie, eine Entfernung der Lymphknoten, durchgeführt.
Auch ohne Schilddrüse ist für die Patienten ein Leben ohne Einschränkungen möglich – vorausgesetzt sie nehmen regelmäßig Schilddrüsenhormone ein, da diese nicht länger von der Schilddrüse produziert werden. Ohne Einnahme der Hormone würden sich teils gravierende Symptome der Schilddrüsenunterfunktion einstellen.

Radiojodtherapie (konventionell)
Im Anschluss an die Operation wird bei differenzierten Schilddrüsenkarzinomen (papillären und follikulären) in der Regel eine Radiojodtherapie durchgeführt. Dabei werden verbliebenes Schilddrüsengewebe und Schilddrüsenkrebszellen mit radioaktivem Jod zerstört, dies nennt man Ablation. Schilddrüsenzellen speichern als einzige Zellen im Körper Jod, so dass sich das zugeführte radioaktive Jod nur dort anlagert und die Zellen somit punktgenau abtötet.
Im Vorfeld müssen die Schilddrüsenzellen jodsensibel gemacht werden. Dies geschieht durch den Botenstoff TSH. Um den TSH-Spiegel zu erhöhen, bekommen die Patienten nach der Schilddrüsenentfernung vorerst keine der für das Wohlbefinden des Menschen so wichtigen Schilddrüsenhormone. Ohne Hormongabe stellen sich bei den Patienten viele belastende Nebenwirkungen und Symptome ein (siehe Schilddrüsenunterfunktion), die sich über mehrere Wochen erstrecken. Die Radiojodtherapie erfolgt in der Regel etwa vier bis fünf Wochen nach der Operation.

Radiojodtherapie mit rekombinantem menschlichem TSH (rhTSH)
Eine schonende und schnelle Methode den TSH – Spiegel punktgenau zu erhöhen und die Schilddrüsenzellen aufnahmebereit für das radioaktive Jod zu machen, ist der Einsatz von rhTSH. Der Fachbegriff dafür ist rekombinantes humanes TSH.
Die Patienten können unmittelbar nach der Schilddrüsenentfernung mit der Einnahme von Schilddrüsenhormonen beginnen und müssen nicht zuerst durch eine quälende Phase der Schilddrüsenunterfunktion. Das rhTSH wird an zwei Tagen vor der Radiojodtherapie jeweils einmal in den Gesäßmuskel verabreicht. Durch die zeitgleiche Hormongabe während der Radiojodtherapie arbeitet zudem die Niere ohne Einschränkungen und das nicht verbrauchte radioaktive Jod wird nach der Behandlung schneller im Vergleich zu der konventionellen Methode wieder ausgeschieden. Dadurch ist die Strahlenbelastung für den Körper geringer.

Nachsorge mit dem Tumormarker TG
Differenzierte Schilddrüsenkarzinome haben eine sehr gute Prognose. Trotzdem kann der Krebs in manchen Fällen auch noch Jahre später wiederkommen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sollen sicherstellen, dass ein Wiederaufleben des Krebses frühzeitig erkannt und behandelt wird. Gemeinhin wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Außerdem wird das Blut auf Thyreoglobulin (TG) untersucht. TG wird nur von aktiven Schilddrüsenzellen erzeugt, ist also bei Patienten, deren Schilddrüse entfernt wurde, ein Anzeichen für verbliebene Schilddrüsenzellen und somit ein spezifischer Tumormarker. Auch hier spielt der Botenstoff TSH wieder eine entscheidende Rolle. TSH regt die Schilddrüsenzellen an, TG zu produzieren. Um die Aussagekraft des Tumormarkers zu erhöhen und den TG-Wert sehr sensitiv zu bestimmen, sollte also auch vor der Kontrolluntersuchung die TSH-Produktion durch das biotechnologisch hergestellte rhTSH gesteigert werden. Diese Behandlung kann ambulant durchgeführt werden. Wird bei der Blutabnahme das TSH vorher nicht gesteigert (basale TG-Bestimmung), kann eventuell ein erneutes Wachstum von Schilddrüsenzellen nicht frühzeitig genug erkannt werden.

Nachsorge mittels Ganzkörperszintigramm
Eine weitere Untersuchung, die häufig bei den ersten Nachsorgenterminen nach der Ablation durchgeführt wird, ist das Ganzkörperszintigramm mit radioaktivem Jod 131. Diese Untersuchung, die stationär durchgeführt wird, ähnelt der Radiojodtherapie, allerdings wird mit deutlich niedrigeren Strahlungsaktivitäten gearbeitet. Auch beim Ganzkörperszintigramm müssen die Schilddrüsenzellen zunächst durch einen Anstieg des TSHs jodhungrig gemacht werden – entweder mittels dem rekombinantem humanen TSH (rhTSH) oder durch die konventionelle Methode des Schilddrüsenhormonentzuges über mehrere Wochen hinweg. Dann wird eine radioaktive Jodkapsel oral verabreicht und der ganze Körper mit einer Spezialkamera (Szintigraphie) auf Stellen untersucht, an denen sich die Strahlung konzentriert. Finden sich solche Stellen, ist dies ein Zeichen dafür, dass dort noch Schilddrüsenzellen aktiv sind.

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